Jüdische Geschichte aufarbeiten

Ringen um die ehemalige Synagoge

4 Min.

Freinsheim, 18. Mai 2024

Die ehemalige Synagoge in Freinsheim, wurde trotz aller Initiativen – ursprünglich ausgehend vom Stadtvorstand selbst – zum Erhalt des Gebäudes für die aktive Kulturarbeit in einem nicht nachvollziehbaren Prozess und völlig entgegen der ursprünglich initiierten Aktivitäten des Stadtvorstandes verkauft.

Dieser Schritt führt bei all denjenigen, die einen Erhalt befürwortet haben und den Menschen, die ihr Engagement in die Erarbeitung eines von der Stadt geforderten kulturellen Nutzungskonzeptes und die Gründung eines Vereins gesteckt haben, zu einem Gefühl des völligen Unverständnisses, der Empörung und der Ohnmacht.

Der geplante Verkauf wurde über das Amtsblatt veröffentlicht. Dort war die ehemalige Synagoge für ein Mindestgebot von 200.000 Euro zur Nutzung durch „Privat oder nichtlärmendes Gewerbe“ ausgeschrieben. Im Ergebnis erfolgte der Verkauf an den Nachbarn für 140.000 Euro.

Verkaufsentscheid trotz Vorlage eines kulturellen Nutzungskonzeptes

Das von der Stadt geforderte kulturelle Nutzungskonzept für die ehemalige Synagoge wurde fristgerecht und vollständig durch den neu gegründeten Verein „Kulturstätte Alte Synagoge e.V.“ vorgelegt. Trotzdem entschied der Stadtrat am 7. Dezember 2023 über den Verkauf.

Der Verein „Kulturstätte Alte Synagoge e.V.“, der das kulturhistorisch bedeutende Gebäude erhalten und als lebendigen Ort der Erinnerung, der Begegnung und der Kultur betreiben wollte, hat nach der Stadtratsentscheidung ein öffentliches Statement verfasst, das viele Menschen unterschrieben haben. Es sind berühmte Persönlichkeiten wie beispielsweise Sinsheimer PreisträgerInnen der letzten 8 Jahre darunter. Nach der Veröffentlichung des Schreibens am 5. März 2024 haben noch viele weitere Menschen und Institutionen Ihre Unterstützung zugesichert, u.a. der Präsident des Zentralrates der Juden, Dr. Josef Schuster und der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Prof. Dr. Meron Mendel. Mit diesem Schreiben verband der Verein die Hoffnung, dass die StadträtInnen von Freinsheim Ihren Verkaufsbeschluss überdenken, und dem Anliegen als starkes Zeichen einer Hoffnungskultur für Freinsheim, der Region und vielleicht sogar darüber hinaus doch noch folgen können.

Auf das Statement gab es nie eine offizielle Reaktion. Die ehemalige Synagoge wurde verkauft.

Viele Fragen bleiben offen

Ein Großteil der Befürworter für den Verkauf hat mit Ablauf der Legislaturperiode Mitte 2024 den Stadtrat verlassen. Es bleibt die Frage offen, ob man bei so viel Bürgerengagement und Erhaltungsbefürwortung die weiteren Entscheidungen nicht dem neu gewählten Stadtrat hätte überlassen können oder sogar hätte überlassen müssen.

Nach wie vor erschließen sich uns die wahren Beweggründe für einen so schnellen Verkauf zu einem unserer Meinung nach viel zu niedrigem Preis nicht, gerade weil das angebliche Hauptargument für den Verkauf doch die Entastung des angespannten Haushalts der Stadt war.

Die für den Erhalt der Synagoge engagierten BürgerInnen sind immer noch fassungslos über die in den letzten zweieinhalb Jahren erfahrene Unzugänglichkeit vieler Stadtratsmitglieder für ein fundiertes kulturelles und ausfinanziertes Nutzungskonzept sowie die historische Bedeutung des Gebäudes. Das größte Unverständnis bleibt, warum genau die Person, die die Idee in die Welt gesetzt hat, die Synagoge weiterhin als öffentliche Kulturstatte zu nutzen, ihre ganze Kraft und Macht in Freinsheim eingesetzt hat, um genau das zu verhindern.

Rückblick

Wie es zur ursprünglichen Idee der Kulturellen Begegnungsstätte in der Alten Freinsheimer Synagoge kam und welchen zwischenzeitlichen Aufgaben und Unterstützungen wir begegnen durften, findet sich vor allem in den etwa 100 großartigen Unterstützermails wieder, die bereits im Sommer 2022 einen ersten Verkaufsgedanken der Stadt revidieren konnten. Exemplarisch hierfür ist z.B. dieses tolle Statement des Sinsheimer Preisträgers 2021 Konstantin Wecker. Auch der Mannheimer Morgen hat dem Thema einen kleinen Filmbeitrag gewidmet.

Die Rheinpfalz hat in Ihrer Ausgabe am 25. Juni 2022 unter dem Titel „Jüdische Geschichte Aufarbeiten“ über die ehemalige Synagoge berichtet. Weitere Berichte von der Rheinpfalz sind in der Ausgabe vom 13. Juni 2022 unter dem Titel „Was soll mit der ehemaligen Synagoge passieren“, in der Ausgabe vom 23. Juni 2022 unter dem Titel „Zum ersten Mal wird öffentlich diskutiert“ und in der Ausgabe vom 03. März 2022 unter dem Titel „Ein Theater in der Synagoge“ zu finden.

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